Testerfahrungen mit der Egardia-Alarmanlage

Im Praxistest machte die Anlage einen guten Eindruck. Die Komponenten lösten zuverlässig aus und je nach Konfiguration klappte auch die Verzögerung einwandfrei. Wir haben allerdings auch einige Kritikpunkte entdeckt, die sich teilweise sogar fatal auswirken können. So gibt die Anlage im Auslieferungszustand nach (verzögerter) Auslösung einen Piep-Ton ab, der den Nutzer zur Deaktivierung animieren soll.

Potentielles Sicherheitsrisiko!

Ein Einbrecher mit etwas Erfahrung wird sich in diesem Fall umgehend auf die Suche nach dem System machen und dieses außer Gefecht setzen wollen. Wird das Netzwerkkabel gezogen, so setzt die Anlage keine Alarmmeldung mehr ab und die Signalisierung auf dem Handy bleibt aus. Das haben wir im Test so in Erfahrung bringen können. Kennt der Einbrecher das System (was bei professionellen Diebesbanden durchaus denkbar ist), wird dieser dann innerhalb der Verzögerungszeit auch den Netzstecker ziehen und den internen Akku durch Betätigung des Schalters deaktivieren. Das Ergebnis: Weder eine externe Signalisierung wird abgesetzt noch kommt es zu einem Alarm im Haus. Die Alarmanlage ist also komplett wirkungslos.
Vermutlich lässt sich die Anlage auch einfach außer Gefecht setzen, wenn diese ins Wasser geworfen wird – ein ebenfalls denkbares Sabotageszenario! Unsere Empfehlung kann daher nur lauten, das System stets ohne Deaktivierungssignal zu betreiben, um den Einbrecher nicht auf das System aufmerksam zu machen. Es ist auch zu empfehlen, die Alarmzentrale zusätzlich noch sabotagesicher zu montieren – Beispielsweise oben an der Decke, um die Erreichbarkeit zu erschweren. Übrigens erhielten wir zehn Minuten später per E-Mail dann die Meldung, dass die Internetverbindung unterbrochen sei. Dies ist aber eine technische Meldung, die nicht an alle Kontaktpersonen geht und auch nur auf ausdrücklichen Wunsch (Aktivierung) per SMS übermittelt wird. Hier können wir auch nur empfehlen, vorsichtshalber die Aktivierung zu veranlassen.

© Egardia
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Das System lässt sich auch noch weiter austricksen: Zuerst die Kabel bei einer Alarmmeldung ziehen und die Batterie abschalten. Sofort alles rückgängig machen. Das System startet neu und löscht die Alarmmeldung. Auch die (kurzzeitige) Störung der Internetverbindung wird auf diese Weise nicht bemerkt. Der Einbrecher kann sich in Ruhe auf die Suche nach Schmuck und Wertgegenständen machen und wird bei jeder Signalisierung erneut gewarnt. Dies ließe sich unserer Meinung nach aber recht einfach umgehen: Bei jeder Alarm-Signalisierung einer Komponente sollte das System sofort eine Meldung in die Cloud weiterreichen und der Timer müsste im Netz starten. Wird die Anlage dann innerhalb der Verzögerungszeit deaktiviert, müsste eine zweite Meldung den Countdown in der Cloud wieder stoppen – ansonsten würde die Meldung abgesetzt. Die Sabotage der Sirene lässt sich so zwar auch nicht verhindern, aber immerhin würde die Warnkette in Gang gesetzt. Auch eine (zusätzliche) Einbindung via WLAN wäre eine gute Idee, die das System weiter absichern würde.

Zubehör

Selbstverständlich können zum Starterset noch zusätzliche Komponenten hinzugekauft werden. Mag das Einstiegsset bei einer Mietwohnung in einer oberen Etage durchaus Sinn machen, so wird ein Bungalowbesitzer sicherlich Wert auf weitere Komponenten zur Fenstersicherung legen. Natürlich sind alle beiliegenden Komponenten zusätzlich als Einzelkomponenten nachkaufbar. Hinzu kommen zahlreiche weitere Sensoren wie ein Wasser-, Rauch- oder Glasbruchmelder, eine zusätzliche Außensirene, eine Fernbedienung oder eine Kamera gibt es. Zu letzterer muss allerdings noch ein zusätzlicher Dienst gebucht werden, welcher mit 4 Euro im Monat berechnet wird. Neben den sicherheitsrelevanten Erweiterungen kann das System auch zu einem einfachen Smart-Home-Steuersystem ausgebaut werden.

Z-Wave

Grundsätzlich ist die Anlage nämlich Z-Wave-kompatibel und könnte demnach auch mit entsprechenden Bausteinen nachgerüstet werden. Vorgesehen ist allerdings nur der Anschluss von Funkthermostaten und Funksteckdosen aus dem Portfolio von Egardia. Wir haben auch die Anmeldung anderer Komponenten versucht, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Die kombinierte Sirene und Rauchmelder von Popp wird als „Pfiffiger Stecker“ erkannt und kann aufgrund der eingeschränkten Konfigurierbarkeit nicht genutzt werden. Ein potentieller Rauchalarm würde nämlich nicht erkannt werden und als zusätzliche Sirene kann er auch nicht eingesetzt werden. Genauso ging es uns mit einem Öffnungsmelder von Devolo – ebenfalls Z-Wave-kompatibel. Auch hier erkannte das System eine „pfiffige Steckdose“ und nicht etwa einen Öffnungsmelder, der als Alarmkomponente eingebunden werden könnte, was wir sehr schade fanden. Somit ist der Nutzer auch hier auf Originalkomponenten angewiesen. Allerdings wäre es durchaus denkbar, dass in Zukunft auch hier weiteres Zubehör eingebunden werden kann. Dies ist technisch problemlos möglich, es müsste nur die Implementierung durch die Programmierung geschaffen werden.

Fazit

Das System überzeugt insbesondere durch eine recht ausführliche Anleitung und eine sehr einfache Montage der Komponenten. Nach kurzer Eingewöhnungsphase hat der Nutzer ein sehr kompaktes, aber umfangreich erweiterbares Alarmsystem an der Hand, welches das persönliche Eigentum recht gut schützt. Im Test funktionierte die Signalisierung stets problemlos, allerdings sollte der Sabotageschutz (siehe potentielles Sicherheitsrisiko) noch verbessert werden. Mit einem Monatspreis von 8,95 Euro ist das Alarmsystem allerdings vergleichsweise teuer und bei Abmeldung momentan praktisch nicht mehr nutzbar. Ob sich Egardia damit ein Gefallen getan hat, kann zumindest bezweifelt werden. Immerhin sind die 299 Euro kein Schnäppchen für die Komponenten und andere Anbieter sind hier deutlich flexibler. So bietet Devolo die Konfiguration über die Cloud kostenlos an. E-Mail-Benachrichtigungen sind hier inklusive, SMS gehen gegen geringen Aufpreis. Und Panasonic geht mit seinem System noch einen Schritt weiter. Hier werden zwei Pakete mit unterschiedlichem Komfort für 19,90 Euro bzw. 49,90 Euro angeboten. Inkludiert ist hier für 9,90 Euro ein Wachschutz, der im Ernstfall vor Ort ist, sowie eine Basis-Absicherung mit Kostenübernahme bis 1500 Euro im Jahr (Allianz Notfallassistenz). In Anbetracht dieser konkurrierenden Systeme sollte Egardia unserer Meinung nach sein Angebot doch nochmals überdenken und zumindest einen kostenlosen Grundservice anbieten, ansonsten sehen wir hier ein gutes Alarmsystem mit kleinen Schwächen, welches aber dennoch wenig Erfolgsaussichten am Markt hat.

Bildquellen:

  • Egardia_Oeffnungsmelder: © Egardia
  • Egardia SmartHome Alarmanlage: © Egardia